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Neues:

4.10.2023: Ich habe damit begonnen die beiden Standardwerke über Trägerraketen neu zu schreiben und nun in kleineren, handlicheren Bändern – nochmals überarbeitet und ergänzt, herauszubringen. Zwei Bände sind bereits erschienen: über die frühen „kleinen“ Träger und die Titanfamilie. Als Nächstes folgt der Band über sowjetische/russische Träger.

Biographien

Sehr viel über das Apollo Programm lernt man auch durch das Lesen von Autobiographien. Praktisch jeder Astronaut, aber auch zahlreiche Mitwirkende in Mission Control haben ihre Erinnerungen in Buchform gegossen. An dieser Stelle einige empfehlenswerte Bücher: (Die Liste hat keine Priorität, ich ergänze sie nach und nach durch von mir gelesene Bücher).

"Failure is not an Option" von Gene Kranz ist eines der Bücher welche das beschreiben was in dem meisten Astronautenbiographen fehlt: Was am Boden ablief. Von den Diskussionen über die Missionsplanung bis hin zu den Simulationen und dem Erarbeiten der Missionsregeln. Kranz wurde ab der Mitte des Gemini Programmes Flight Director und dieses Buch deckt diese Zeit bis zum Ende des Apolloprogrammes ab. Darunter die spektakulären Missionen Apollo 8,11 und die Rettung von Apollo 13.

Eine gute Ergänzung zu Kranz Buch ist das seines Vorgängers Chris Kraft. Es deckt praktisch die gesamte Zeit von Mercury bis Apollo ab. Von den Problemen und Herausforderungen eine Bodenkontrolle aufzubauen über die Fehlschläge bei den ersten unbemannten Mercury Missionen bis über den Flug von Carpenter (der sich nicht an die Anweisungen hielt und danach Flugverbot bekam) bis zu den Gemini Missionen. Danach lässt es im Detailgrad über die Flüge nach, weil Kraft eine Stufe höher wanderte und ihm nun die ganze Missionskontrolle unterstand, dafür war er nun an anderen Planungen beteiligt - Soll Apollo 8 zum Mond? Die Diskussion darum wird in diesem Buch wieder lebendig. Nicht ganz mein Geschmack war die direkte Sprache von Kraft der keinen Hehl darum machte wenn er leiden konnte und wen nicht, aber es ist ja eine Autobiographie.

Es gibt die offiziell autorisierte Biographie von Neil Armstrong. Doch wesentlich populärer ist die des Historikers Hansen. Sie ist enorm akribisch recherchiert. Vor allem hat der Autor eine Vorliebe für Zahlen - wer die Schulnoten von Neil Armstrong oder seine Flugstunden in Nordkorea wissen will - der findet es in dem Buch. Auch widmet sich der Autor in Detail vielen Fragen die es zu Apollo 11 gab von der Frage "Wer entschied wer als erster den Mond betrat" bis hin zu einer genauen Erklärung der Programmalarme. Es ist ein dickes und ziemlich vollständiges Buch mit vielen interessanten Dingen. Was fehlt ist die lässige Schreibe die viele Autobiographien auszeichnet.

Wer an einer Fülle an Details über das Apollo Programm und die Missionen und die Sicht aus Astronautenperspektive interessiert ist, der kann sich etwa ein Dutzend Biographien kaufen, oder er greift zu dem Buch von Andrew Chaikin. Er hat mit den Astronauten gesprochen und gibt deren Erlebnisse wieder. Dabei kommt auch die Erde, z.B. die Hektik die herrschte als man Apollo 13 rettete nicht zu kurz. Einziger Wehrmutstropfen: Es geht wirklich nur um die lunaren Apollo Missionen: Apollo 7 und 9, die nur in einen Erdorbit führten, werden komplett weggelassen.

"Apollo 13" - das Buch zum gleichnamigen Film von Jim Lovell ist mein Favorit bei den Astronautenbiographien. Anders als bei vielen anderen Büchern steht wirklich diese Mission im Vordergrund. Es gibt bei vielen Kapiteln eine kleine Rückblende in Jim Lovells Leben, aber man muss nicht wie bei anderen Büchern erst mal ein Drittel des Werks lesen, bis die Zeit dran ist als er Astronaut wurde. Co-Autor Jeffrey Kluger hat die Fakten zusammen getragen die sich am Boden ereigneten. Das ganze ist zudem noch wirklich sehr packend geschrieben - meiner Meinung nach viel besser als der Film - und als Taschenbuch sehr preiswert. Ein echtes "Must have" für jeden Fan der bemannten Raumfahrt.

"The last man on the moon" von Eugene Cernan ist eine weitere Astronautenbiographie. Mir gefällt sie weil sie sehr ehrlich ist. Man erfährt nicht nur von den Problemen bei Gemini 9, sondern auch Bockmist den er machte ("Spritztour" mit einem Hubschrauber der in einem Absturz endete, weil er badende Schönheiten genauer inspizieren wollte). Das Buch ist leicht zu lesen und man erfährt vieles über die drei Missionen bei denen er dabei war hinaus. Man erfährt viel über die Hintergründe bei der Astronautenausbildung, die Pflichttermine und die Belastung der Familien. Ein sehr lesenswertes und umfangreiches Buch.

"Zwei Mann im Mond" ist eine besondere Biographie, da sie von zwei Astronauten geschrieben wurde: Alexej Leonow und David Scott - damit erhält man Einblicke in das russische Kosmonautenprogramm und man erkennt, dass für die Astro/Kosmonauten so viel gar nicht unterschiedlich war. Leonow lässt die Schwierigkeiten beim Flug Woschod 2 Revue passieren, er gibt Einblicke in die Ursache der Missionen von Sojus 1 und 11 und den mysteriösen Absturz von Gagarin 1968. Es ist auch das einzige Buch in deutscher Sprache auf dieser Liste.

"Deke!" ist die Biographie von Deke Slayton. Sie unterscheidet sich von den anderen Autobiographien hier über die Spannbreite - es geht über 20 Jahre Raumfahrt von Mercury bis zum Space Shuttle. Obwohl Slayton wenig schreibt über sein Leben vor und nach seiner Tätigkeit für die NASA ist das Buch daher fast noch zu kompakt für den ganzen Stoff. Man erfährt nicht nur viel über ihn und seine wechselvolle Astronautenlaufbahn (wegen einer Herzstörung war er 13 Jahre lang ohne Flugstatus) sondern vor allem viel über die Hintergründe der Missionsplanung, wie die sich änderte und wer seiner Planung nach eigentlich der erste Amerikaner auf dem Mond sein sollte. Da das Buch inzwischen als Taschenbuch sehr preiswert ist, sollte es in keiner Sammlung über bemannte Raumfahrt fehlen.

 

"Moon Lander" - How we developed the Lunar Module ist eine Biographie von Thomas J. Kelly ist eine sehr ehrliche Biographie. Der inzwischen verstorbene Thomas Kelly war der Leiter der Mondlanderentwicklung. Das Buch beschreibt wie er Anfang der sechziger Jahre zur neuen Raumfahrtabteilung bei Grumman kommt, zuerst an dem Draft für das CSM arbeitet und enttäuscht ist als Grumman sich nicht an der Ausschreibung beteiligt und dann eben über die Entwicklung des Mondlanders, die er leitete. Er beschriebt die Probleme, Designänderungen und auch die Entwicklung im Detail - und ist vor allem eben ehrlich. So wird von der NASA über das erste Flugexemplar attestiert es wäre "Garbage, Trash, leaking like a seave".
Das Buch ist ideal für alle die sich für Technikgeschichte interessieren. Wie bei den anderen Biographien gibt es aber keine detaillierte Beschreibung der Hardware, sondern nur Blicke auf einzelne Komponenten die Probleme machten oder es werden Designentscheidungen in der Retroperspektive erklärt, z.B. der Verzicht auf ein Vollglascockpit.